Gleichstellungs-ABC
Gender Time Gap
Die Gender Time Gap beschreibt die Differenz der durchschnittlichen wöchentlich geleisteten Arbeitsstunden zwischen Männern und Frauen. Da Frauen aufgrund von geschlechterspezifischen Rollenerwartungen durchschnittlich weniger lange arbeiten, hat das beispielweise große Auswirkungen auf ihre Karriereaussichten und ihr Gehalt.
Vor der Krise gingen erwerbstätige Mütter im Vereinigten Königreich an einem Wochentag im Durchschnitt 6,3 Stunden einer bezahlten Arbeit nach; diese Zahl ist um mehr als ein Fünftel auf 4,9 Stunden gesunken. Die Arbeitszeit der erwerbstätigen Väter ist ebenfalls zurückgegangen, allerdings in geringerem Maße: von 8,6 Stunden vor der Krise auf 7,2 Stunden heute.
Quelle: Institute for Fiscal Studies
Gender Data Gap
Der Gender Data Gap entsteht dann, wenn bei wirtschaftlicher, gesellschaftlicher & medizinischer Datenerhebung die unterschiedlichen Geschlechter nicht gleichermaßen berücksichtigt werden. In vielen Fällen betrifft diese Gender Data Gap vor allem Frauen, die statistisch deshalb oftmals unsichtbar bleiben. Wie beispielweise in der Medizin, in der medizinische Diagnosen anhand von Männern festgelegt wurden oder auch Arzneimittel mit männlichen Probanden entwickelt werden.
Nur 60 von 193 Ländern (31%) melden der WHO derzeit Daten über COVID-19-Fälle nach Geschlecht und Alter.
Quelle: UN Women’s “From insights to action: Gender equality in the wake of COVID-19”
Gender Lifetime Earnings Gap
Der Gender Lifetime Earnings Gap misst die Geschlechterlücke im Lebenserwerbseinkommen zwischen Frauen und Männern. Der Wert wurde im Jahr 2016 erstmals für Deutschland berechnet und beträgt im Durchschnitt 49,8 % (BMFSFJ 2016).
Das Lebenserwerbseinkommen bezeichnet dabei das akkumulierte Einkommen zwischen dem Erwerbseinstieg und dem letzten Beobachtungsjahr einer Person nach mindestens 30 Jahren individuell beobachteter Erwerbsspanne. Ein zentraler Grund für das geringere Lebenserwerbseinkommen von Frauen ist die Auszeit im Erwerbsleben z.B. durch Familienplanung oder Wirtschaftskrisen.
Bei Müttern in Großbritannien ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie während der aktuellen Krise ihren Arbeitsplatz (vorübergehend oder dauerhaft) verloren haben, um 23 % höher als bei Vätern.
Quelle: Institute for Fiscal Studies; Boll, Jahn, et al. (2016)
Gender Care Gap
Der Indikator Gender Care Gap zeigt den unterschiedlichen Zeitaufwand, den Frauen und Männer für unbezahlte Sorgearbeit aufbringen. Der Gender Care Gap wurde mit dem Zweiten Gleichstellungsbericht für Deutschland erstmals berechnet und beträgt 52,4 % , d.h. erwachsene Frauen leisten anderthalbmal mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Dies entspricht im Durchschnitt täglich 87 Minuten.
Sorgearbeitstätigkeiten umfassen sämtliche Arbeiten im Haushalt und Garten, die Pflege und Betreuung von Kindern und Erwachsenen sowie ehrenamtliches Engagement und unbezahlte Hilfen für andere Haushalte. Unmittelbare Folge davon, dass Frauen mehr unbezahlte Sorgearbeit leisten, sind geringere Arbeitszeiten in gezahlter Erwerbstätigkeit und dadurch ein geringeres Lebenserwerbseinkommen (s.o.) oder auch ein geringeres Alterssicherungseinkommen (s.o.).
Die Covid-19 Pandemie hat den Anteil unbezahlter Sorgearbeit für Frauen erhöht: 37% der Frauen aus 22 Ländern weltweit haben angegeben mehr Zeit zum Kochen und Servieren von Mahlzeiten zu verbringen (Vergleich: nur 16% der Männer gaben hier eine Zeitzunahme an).
Quelle: UN Women’s “From insights to action: Gender equality in the wake of COVID-19”; Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend