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07.10.2024

Luxus liegt im Teilen! - Neue Wohnformen in Eiderstedt

Über 100 Interessierte versammelten sich Ende September im Theatrium in Tetenbüll, um auf Einladung des Amtes Eiderstedt mehr über neue Wohnformen und gemeinschaftsorientierte Wohnprojekte zu erfahren. Dabei kamen insbesondere auch die Erfahrungen aus der Praxis gut an: Birte Riel und Dr. Frank Maier stellten das „Haus der Horizonte“ in Freiburg an der Elbe vor. Mit viel Herzblut und persönlichem Engagement haben sie ein Haus in ein Wohnprojekt für sich und andere Menschen umgewandelt. Sehr viele Anfragen – hauptsächlich von alleinlebenden Menschen – hätten sie für die zur Verfügung stehenden 8 Wohnungen erhalten. Doch nicht für jeden ist eine Wohngemeinschaft das richtige Modell. Es galt herauszufinden, wer am besten in die Gemeinschaft passt. Zumal, da die Wohnungen mit 37 Quadratmetern pro Einheit nicht groß sind, es Gemeinschaftsräume, wie eine Küche und Gästezimmer sowie ein Gemeinschaftsauto gibt. „Der Luxus liegt im Teilen“, ist sich Birte Riel sicher und auch, dass die Genossenschaft das richtige Modell für ihr Projekt ist. Dem stimmten auch Irene Fröhlich und Angela Bellenbaum vom staTThus in Husum zu. Bei ihnen wohnen Jung und Alt unter einem Dach. Das Projekt ist so erfolgreich, dass mittlerweile ein zweites Haus geplant ist: „Es ist immer jemand da, den ich ansprechen kann“, fasst Angela Bellenbaum die Vorteile des gemeinsamen Wohnens zusammen. Das Leben in Gemeinschaft sei eine tolle Sache, es kann aber auch mal den Moment geben, wo es nicht mehr passt. Dessen muss man sich bewusst sein und sich klare Leitlinien geben. Im staTThus werden gemeinsame Feste gefeiert, regelmäßig trifft man sich zu gemeinsamen Arbeitsaktionen, und es gibt einen Stammtisch. Irene Fröhlich lobte das Engagement des Amtes Eiderstedt, sich für neue Wohnformen einzusetzen und sich zu kümmern.

Amtsdirektor Matthias Hasse präsentierte erste Zahlen der Machbarkeitsstudie zum Thema alternative Wohnformen, die das Amt in Auftrag gegeben hat. Zu erkennen ist sehr deutlich, dass die Zahl der älteren Menschen in Eiderstedt noch ansteigen wird, dass kein adäquater Wohnraum für sie vorhanden ist, und dass Mehrfamilien- und auch Mehrgenerationenhäuser fehlen. „Früher“, so Amtsvorsteher und Schirmherr der Studie Christian Marwig, „sei es in Eiderstedt selbstverständlich gewesen, dass mehrere Generationen unter einem Dach wohnen: „Ankommen, um zu bleiben“, das sei heute nicht mehr so selbstverständlich.

In einem interaktiven Teil der zweistündigen Veranstaltung konnten die Teilnehmenden ihre Wünsche für Wohnprojekte in Eiderstedt einbringen oder auch Standorte, Grundstücke, Immobilien benennen, die geeignet erscheinen sowie mitteilen, wie sie sich in das Projekt einbringen könnten.

Das Amt Eiderstedt hat die Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um zu untersuchen, inwieweit alternative Wohnformen und hierunter auch gemeinschaftsorientierte ein Beitrag zur Lösung vorhandener Probleme auf dem Wohnungsmarkt sein können. Die Studie fußt auf den langjährigen Vorarbeiten der AG Ortsentwicklung im Kooperationsraum Mittleres Eiderstedt. Sie fällt in den Themenbereich der Projekt-Koordinatorin Zukunft Eiderstedt, Dr. Ilja-Kristin Seewald und soll konkret unterstützen, neue Wohnformen und damit auch bezahlbares Wohnen in Eiderstedt zu etablieren. Die Studie wird gefördert aus dem Grundbudget der AktivRegion Südliches Nordfriesland. Das Beratungsunternehmen PROkultur aus Flensburg führt die Studie durch, die noch in diesem Jahr veröffentlicht werden soll. Anders Fonager Christensen von PROkultur erläuterte im Theatrium die verschiedenen Möglichkeiten, Wohnprojekte zu starten und betonte, so wie auch die Vertreter vom Haus der Horizonte und dem staTThus, dass Wohnprojekte einen langen Atem brauchen.

Wer an den Präsentationen oder dem weiteren Fortgang der Studie interessiert ist, kann sich gerne per Mail an Ilja-Kristin Seewald wenden.